Grüne stellen Aufhebungsantrag

Vorerst keine Straßenbenennung nach Herta Hammerbacher

Andreas Lippold, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Die Pankower Bündnisgrünen wollen vorerst eine Straßenbenennung nach der Landschaftsgärtnerin Herta Hammerbacher verhindern. Die Bezirksverordnetenversammlung wurde diesen Herbst vom Bezirksamt darüber in Kenntnis gesetzt, dass eine Straße in Heinersdorf nach Herta Hammerbacher benannt werden soll. Doch nun haben die Grünen einen Aufhebungsantrag eingereicht, der darauf zielt diese Benennung in der BVV zu diskutieren, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Grund dafür sind die Aktivitäten Hammerbacher zu NS-Zeiten in den 1930er und 1940er Jahren, die laut Antrag eine dringende Überprüfung erfordern.

Herta Hammerbacher war zu NS-Zeiten an „kriegswichtigen“ Aufträgen beteiligt, die unter anderem von der Organisation Todt – die Bauorganisation für militärische Anlagen – beauftragt wurden, hat die bündnisgrüne Fraktion recherchiert. Zudem hat sie Aufträge aus obersten NS-Stellen erhalten, unter anderem durch ihren Bruder, der Karriere in der NSDAP gemacht hat, wie der Fachbereich Geschichte des Bezirksamts schreibt.

„Es muss untersucht werden, welche Bedeutung ihre Arbeiten für NS-Stellen hatten und ob sie selbst die Ideologie des Nationalsozialismus geteilt hat, bevor wir sie mit einer Straße ehren,“ erläutert Hannah Wettig, Vorsitzende der Pankower Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.  „Es gibt Hinweise in die eine wie die andere Richtung. Dass sie selber viele Jahre später gesagt hat, sie habe sich zu NS-Zeiten in „innerer Emigration“ befunden, belegt nichts – im Gegenteil hätte man sich wohl bei so großer Nähe zu führenden Nationalsozialisten eine größere Reflektion wünschen können.“

Immerhin erscheint auch das Votum des Bezirksamts nicht ganz eindeutig für die Benennung. Der Fachbereich Geschichte des Bezirksamtes gibt in seiner Bewertung der Person Hammerbacher zu Bedenken: „mit Blick auf ihre ambivalente Arbeitsperiode im NS gibt es aus fachlicher Perspektive auch Argumente gegen eine Benennung.“

„Gerade in so einem Fall muss es eine genaue Prüfung geben,“ mahnt Hannah Wettig. „Straßenbenennungen sind politische Entscheidungen, auch wenn es um vermeintlich unpolitische Personen wie Landschaftsarchitektinnen geht. Wer eintaucht in das Konzept des Naturgartens, an dem sich Herta Hammerbacher orientierte, merkt schnell, dass es damals durchdrungen war von völkischer Ideologie. Das spricht natürlich nicht gegen den Naturgarten an sich und vielleicht spricht es auch nicht gegen Herta Hammerbacher.“

Die Bezirksverordnetenversammlung hatte im Mai 2010 beschlossen, dass das Bezirksparlament und gegebenenfalls der Kulturausschuss bei der Neu- bzw. Umbenennung von Pankower Straßen, Plätzen und Orten mitwirken soll.

„Die BVV hat aus gutem Grund beschlossen, dass das Parlament bei Straßenbenennungen mitwirken soll. Das darf das Bezirksamt nicht einfach umgehen. Wir wollen in der BVV und den entsprechenden Ausschüssen weiter zu Frau Hammerbacher recherchieren und dann darüber diskutieren, ob eine Straße nach ihr benannt werden sollte“, so Wettig.

Den Antrag Aufhebung des Bezirksamtsbeschlusses Drucksache IX-0424: Benennung einer öffentlichen Straße im Ortsteil Heinersdorf in „Herta-Hammerbacher-Straße“ finden Sie hier.