Rollback in der Berliner Verkehrspolitik

Das Versprechen des schwarz-Roten Senates, weiter die Radverkehrsinfrastruktur auszubauen, ist mittlerweile Makulatur. Mitten in den Sommerferien erreichte uns die Nachricht: Von zehn Schnellradwegverbindungen wird nur noch eine geplant. Die Schnellradwege sind ein Herzstück des Ausbaus der Fahrradinfrastruktur. Ende August wurde öffentlich, dass nun auch vier der sechs Fahrradparkhäuser nicht kommen sollen. Betroffen unter anderem ist auch das Fahrradparkhaus am S-Bhf. Pankow auf der Westfläche des Pankower Tors.

Damit wird ein wichtiger Teil der Verkehrswende in Berlin auf Eis gelegt. Mittlerweile schauen wir neidisch in viele europäische Städte, in denen mit großen Schritten das Radverkehrsnetz ausgebaut und die Verkehrsträger des Umweltverbunds aus Schiene, Bus und Fahrrad gestärkt und intelligent miteinander verknüpft werden.

Am 26. August war ich zur Grundsteinlegung des Wohnungsneubauprojektes Staytion Pankow von Kondor Wessels eingeladen. Der Regierende Bürgermeister, Kai Wegener, war ebenfalls zugegen. Dort sollen 544 Wohnungen gebaut werden, von denen ein großer Teil die städtische Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land übernimmt. Die Lage zwischen den S-Bahnhöfen Pankow und Pankow-Heinersdorf bzw. die Nähe zur Tram 50 ermöglicht ein stark reduziertes Parkplatzangebot bei dem Bauprojekt.

Unmittelbar auf der anderen Seite der Stettiner Bahn war der Schnellradweg Panketrail geplant und von der Hadlichstraße, also direkter Nähe des Wohnungsbauprojektes, sollte in Nord-Süd-Richtung eine Verbindung und damit ein Zugang unter der S-Bahn geschaffen werden. Über das Gelände des Pankower Tors ist im Bebauungsplan – in Y-Form – der Panketrail vorgesehen: Einmal entlang der Stettiner Bahn über die Berliner Straße und Mühlenstraße und in Verlängerung der Hadlichstaße über die Neumannstraße in südlicher Richtung zum Prenzlauer Berg. Der Panketrail soll die nördlichen Stadtteile Heinersdorf, Blankenburg, Karow und Buch möglichst direkt an den Innenstadtbereich von Berlin anschließen.

Bei dem Bauprojekt Staytion Pankow lässt sich deutlich zeigen, welche Qualitäten in den neuen Stadtquartieren durch die Mobilitätswende entstehen können. Im öffentlichen Raum sind nur 30 Stellplätze für Pkw vorgesehen, obwohl in dem Bauprojekt ein großer Supermarkt mit 1.600 m2 integriert wird. In einer Tiefgarage kommen noch mal 99 Stellplätze hinzu. Der Bauträger setzt dabei voll auf das Fahrrad: 1.100 Fahrradstellplätze stehen 129 Autostellplätzen gegenüber. Dies entspricht einem stadtverträglichen Mix aus Bahn, Bus, Fahrrad, Fußverkehr und Auto, der uns ermöglicht, Platz für viel Grün auf unseren Straßen und Plätzen vorzusehen. Das bedeutet viel Lebensqualität in der Stadt und reagiert auf den Klimawandel, der möglichst viel Platz für große Bäume in der Stadt notwendig macht.

Bei dem Projekt Staytion Pankow können wir sehen, wie die Menschen in der Stadt von der Mobilitätswende profitieren werden. Der öffentliche Raum wird sehr grün mit vielen Bäumen geplant. Es gibt einen Stadtplatz, Spielplätze und eine hohe Aufenthaltsqualität für die neuen Bewohnerinnen und Bewohner. Das autoasarme Wohnquartier ist damit sehr kinderfreundlich. Ein guter Wohnort für Familien, aber genauso für ältere Menschen, die im direkten Wohnumfeld Treffpunkte mit sozialen Kontaktmöglichkeiten finden werden.

Der Panketrail und das Fahrradparkhaus sind ein wichtiger Bestandteil der notwendigen Verkehrsinfrastruktur in Pankow. Genauso wie die Schienenverkehrsprojekte – also dem Ausbau der Straßenbahn, neue S-Bahnhöfe an unseren Bahnlinien – sind sie dringend notwendig, damit der zusätzliche Verkehr in den neuen Stadtquartieren stadtverträglich bewältigt werden kann. Die zusätzlichen 30.000 Wohnungen, die in den nächsten Jahren in Pankow entstehen werden, müssen autoarm geplant werden. Das geht nur mit Bahn, Bus und Fahrrad zusammen. Daher ist der Panketrail und die Fahrradparkhäuser an den S-Bahnhöfen unverzichtbar für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung.

Cornelius Bechtler