Klimawandel in Pankow: Forschungsprojekt untersucht Auswirkungen auf den Bezirk 24. April 202424. April 2024 Der Frühling ist da! Viele freuen sich auf wärmere Tage. Andere erwarten den Sommer mit gemischten Gefühlen, denn oft wird es wärmer, als uns lieb ist. In großen Städten wie Berlin sind lange Hitzeperioden nicht nur unangenehm, sondern können für viele gesundheits- oder sogar lebensgefährdend sein. In der Innenstadt kann es an einem Sommerabend bis zu 10°C wärmer werden als in ländlichen Gebieten. Besonders belastend ist, wenn die Temperaturen in Sommernächten nicht unter 20°C sinken. Die Zahl dieser sogenannten Tropennächte beträgt in der Berliner Innenstadt derzeit etwa 15 pro Jahr. Bis Mitte des Jahrhunderts könnte es mehr als 30 solcher Nächte geben. Wie können wir auf den Klimawandel und seine Auswirkungen reagieren, um das Leben für die Menschen in Pankow auch in heißen Sommern erträglich zu halten? Um die Risikolage vor Ort sowie bezirkliche Handlungsmöglichkeiten auszuloten, hat sich der Bezirk Pankow erneut an einem internationalen Forschungsprojekt beteiligt – als Praxispartner für Universitäten und Institute. Die bezirkliche Stadtplanung kommt auf diese Weise an fundierte Informationen und kann sich auf aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse stützen. Als Untersuchungsgegenstand wurde eine Fläche ausgewählt, auf der die meisten Bebauungstypen Pankows zu finden sind, von Gebieten aus der Gründerzeit über den Wohnungsbau der 1920er Jahre, der DDR, bis zu einem Gewerbegebiet. Unbeschattete Fassaden heizen die Stadt auf. Foto Credit: Fassade Wilhelmstrasse 65, Berlin-Mitte, 160417, ako – Ansgar Koreng / CC BY 3.0 (DE) via WikimediaCommons In den präzisen Hitzekartierungen und Modellierungen ist deutlich zu erkennen, dass Innenhöfe ohne Bäume wärmer sind als Höfe mit großem, altem Baumbestand, die ein zusammenhängendes Blätterdach bilden. Außerdem werfen auch die Gebäude selbst Schatten, die die schmalen Straßen in den Gründerzeitvierteln im Laufe des gesamten Tages vor starker Sonneneinstrahlung schützenUngünstig wirken hingegen Freiflächen, auf die die Sonne ungehindert einstrahlen kann – der sogenannte Hitzeinseleffekt. Tagsüber überhitzen alle versiegelten Flächen, z.B. Parkplätze und Sportplätze aber auch Grünflächen ohne Bäume oder anderes Stadtgrün wie Sträucher. In der heißesten Zeit des Jahres wirken diese tagsüber wie versiegelte Flächen und tragen nicht einmal mehr durch Verdunstung zur Verbesserung des Stadtklimas bei. Begrünte Innenhöfe sorgen im Sommer für Abkühlung. Foto Credits: Freie Universität Berlin – Silberlaube – Innenhof 2 – Torinberl / CC-BY-SA-3.0 via WikimediaCommons Dasselbe trifft aber auch auf viele Spielplätze und Schulhöfe zu. Hier müssen Planungsprinzipien mit bevorzugt naturnahen Lösungen genutzt werden, damit die soziale und ökologische Qualität dieser Orte auch in Zukunft im Sommer erhalten bleiben. Auch Straßen und versiegelte Wege heizen sich tagsüber stark auf, wovon Straßen, die in Ost-West-Richtung verlaufen, besonders betroffen sind. Fassaden reflektieren tagsüber die Sonneneinstrahlung in den öffentlichen Raum. Nachts geben sie die Wärme wieder ab und sorgen mit für die städtischen Tropennächte. Auch dies zeigt die Bedeutung von großen, alten Bäumen, die anders als vereinzelte, kleine Bäume ein zusammenhängendes Blätterdach bilden und ausreichend Schatten auf die Fassaden und Flächen werfen, damit diese gar nicht erst so heiß werden. Die Forscher*innen plädieren nach der Untersuchung mehrerer Szenarien dafür, den Anteil versiegelter Flächen insgesamt möglichst klein zu halten und dafür lieber höher zu bauen. Selbstverständlich muss dabei die jeweilige Umgebung betrachtet werden, damit sich die neuen Gebäude gut einfügen. Zusätzlich betonen sie die besondere Bedeutung von Grünflächen mit großen Bäumen für die Lebensqualität in der heißen Stadt der Zukunft. Am besten wirken diese Grünflächen für Klimaanpassung und Artenvielfalt, wenn sie mit benachbarten Flächen zusammenhängenden Biotopverbünde bilden. Möglich wäre das zum Beispiel in einem durchgehenden Grünzug entlang der S-Bahn. –Almuth Tharan, Axel Lüssow Mehr Informationen zum Thema findet ihr hier.