Drucksache - IX-0978

Umwidmung der Beuthstraße zur Würdigung von Eddy Beuth

Das Bezirksamt wird ersucht zu prüfen, ob die Beuthstraße in 13156 Berlin-Pankow nach Eddy Beuth benannt werden kann und ein entsprechendes Schild an den Straßennamenschildern angebracht werden kann.

Es sollen zwei Optionen geprüft werden:

  • Die Belassung des Straßennamens in seiner jetzigen Form bei gleichzeitiger Umwidmung der damit gewürdigten Person
  • Die Umbenennung von Beuthstraße in Eddy-Beuth-Straße

Die Umwidmung oder Umbenennung soll mit dem Bezirksamt Mitte abgestimmt werden, da sich in diesem Bezirk ebenfalls eine Beuthstraße befindet.

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gez. BV Almuth Tharan, BV Christoph Göring, BV Hannah Wettig, BV Oliver Jütting
Begründung:

Die Beuthstraße ist derzeit nach Christian Peter Wilhelm Beuth benannt, ein wichtiger Reformer des Gewerbewesens im Kaiserreich, zugleich aber überzeugter Antisemit, der wie der Soziologe Achim Brühl in einem Gutachten für die Hochschule für Technik schreibt, einen äußerst aggressiven Kampf gegen die „Judenemanzipation“ führte und „bereits deutliche Annäherungen an den eliminatorischen Antisemitismus des deutschen Nationalsozialismus aufweist“. Die Berliner Hochschule für Technik, vormals Beuth-Hochschule, hat hierzu zwei umfassende Gutachten anfertigen lassen, die auf der Seite zur Namenumbenennung der Hochschule abrufbar sind: www.bht-berlin.de/beuth

Deshalb erscheint eine Würdigung Christian Peter Wilhelm Beuths durch einen Straßennamen fragwürdig. Um eine möglichst verträgliche Lösung für die Anwohnenden und in der Straße ansässigen Gewerbetreibenden zu finden, bietet sich in diesem Fall eine Umwidmung der gewürdigten Person in Eddy Beuth an.

Da sich auch im Bezirk Mitte eine Beuthstraße befindet und es Ziel bei Straßenumbenennungen ist, Dopplungen von Straßennamen in Berlin abzubauen, könnte es auch eine gute Lösung in diesem Sinne sein, die Pankower Beuthstraße in Eddy-Beuth-Straße umzubenennen. Auch bei einer solchen Umbenennung wären die Unannehmlichkeiten und Kosten für Anwohnende und Gewerbetreibende geringer, da etwa Briefe bei Verwendung der alten Adressangabe wegen der Namensähnlichkeit trotzdem ankommen dürften.

Eddy Beuth war das Pseudonym unter dem die Liedtexterin, Schriftstellerin und Drehbuchautorin Marie Cohn publizierte. Sie schrieb unter anderem Chansons für das Berliner Chat Noir. 1920 wurde an der Komischen Oper die Operette „Die Frau im Dunkeln“, für die sie gemeinsam mit Erich Urban die Texte verfasst hatte, aufgeführt. Als Jüdin unterlag sie ab 1938 einem Berufsverbot. Nach dem Novemberpogrom entschied sie sich gemeinsam mit ihrer Schwester, ihr Leben mittels Gift zu beenden.