Drucksache - IX-0070

Umbenennung der Robert-Rössle-Straße

Die BVV möge beschließen:
Das Bezirksamt wird ersucht, die Umbenennung der Robert-Rössle-Straße in Berlin-Buch vorzunehmen. Das Bezirksamt wird weiterhin ersucht, auf die Eigentümer:innen der gleichnamigen Privatstraße zuzugehen mit dem Ziel, hier ebenfalls eine Umbenennung zu erreichen. Im Verfahren der Umbenennung sind die Anwohnerinnen und Anwohner sowie der für Kultur zuständige Ausschuss (siehe auch Drs. VI-1032) zu beteiligen. Der neue Name soll an eine Frau erinnern, die sich um die Medizin verdient gemacht hat.
Berlin, den 05.01.2022
Einreicher: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
gez. BV Almuth Tharan, BV Hannah Wettig, BV Dr. Oliver Jütting

Begründung:
Robert Rössle war durch sein Eintreten für Eugenik aktiver Wegbereiter des Nationalsozialismus. Die Gedanken der Eugenik führten letztendlich zum Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten und zur sogenannten „Rassenhygiene“, also den Verboten von Ehe und Geschlechtsverkehr zwischen Personen (vermeintlich) unterschiedlicher ethnischer Zugehörigkeit. In einem Lehrbuch forderte Robert Rössle die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ (zitiert nach der Anhörung von Ute Linz im Ausschuss für Kultur und Weiterbildung am 20.Mai 2021).
Die vergleichende pathologische Forschung Robert Rössles wurde erst durch den Nationalsozialismus und die damit einhergehende hohe Anzahl von Suiziden aus Verzweiflung möglich. Robert Rössle sezierte für seine über 8.000 Menschen, die in ihre Sektion nicht eingewilligt hatten. Diese Menschen gegen ihren Willen zu Objekten machende Forschung gewinnt noch dadurch an Grausamkeit, als dass die sezierten Personen häufig jüdischen Glaubens waren und somit die Unversehrtheit des Leichnams bei der Bestattung für sie ein hohes Gut war.
Alles in allem liegen die Voraussetzungen für eine Umbenennung der Straße nach der AV Benennung vor.

Antrag auf der BVV-Seite: https://www.berlin.de/ba-pankow/politik-und-verwaltung/bezirksverordnetenversammlung/online/vo020.asp?VOLFDNR=6009