Gastbeitrag Bezirksstadtrat Cornelius Bechtler

Junge Menschen aus der Ukraine: Auf uns kommt eine enorme Verantwortung und Aufgabe zu!

Die sehr große Zahl an Menschen aus der Ukraine, die bei uns auf der Flucht Schutz suchen, stellt uns alle, aber besonders die in der Jugendhilfe Tätigen und Verantwortlichen vor eine enorme Herausforderung: Der Anteil der jungen Menschen an den Geflüchteten aus der Ukraine ist mit bisher 50 Prozent viel größer als 2015/2016 bei der Flucht der Menschen aus Syrien. Die jungen Menschen kommen dabei zusammen mit ihren Müttern, Tanten, Großmüttern oder anderen Begleiterinnen. Der Anteil der Männer ist gering. Es kommen auch deutlich mehr unbegleitete junge Menschen, die ganz besonders schutzbedürftig sind.

Die jungen Menschen und ihre Familien haben ihr Zuhause verloren, damit ihre Sicherheit aufgeben müssen und kommen meist nur mit dem, was sie anhaben und selbst tragen können. Viele haben Gewalt durch den Krieg erfahren und sind schwer traumatisiert.

Sexualisierte Gewalt gegen Kinder im Fluchtkontext (Link zur Studie) stellt mittlerweile unbestritten für die Fachwelt eine der dramatischen Kriegsfolgen dar, die von uns als Gesellschaft aber kaum wahrgenommen wird. Die Situation in Kriegsgebieten und auf langen Fluchtwegen setzen junge Menschen der Gefahr sexualisierter Gewalt aus. Aber auch die Sammel- und Gemeinschaftsunterkünfte im deutschen Asylsystem sind für Kinder keineswegs sichere Orte: Nicht abschließbare Zimmer oder gemeinsam genutzte Sanitärräume stellen z.B. eine Gefahr für Kinder dar. Aber ebenso private Unterkünfte sind keineswegs sicher und entziehen sich zudem einer wirksamen Kontrolle. Der Betroffenenrat beim Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) fordert daher, dass Kinderschutzstandards in allen Formen der Aufnahme, Verteilung und Unterbringung von Geflüchteten sichergestellt und Schutzkonzepte verpflichtend sein müssen.

Der Kinderschutz wird daher eine zentrale Aufgabe des Pankower Jugendamtes sein, um in den Unterkünften umfassend über Schutzkonzepte zu informieren und diese sicherzustellen. Es bedarf daher aller notwendigen Ressourcen, um eine sichere Grund- und psychosoziale Versorgung der geflüchteten Menschen zu gewährleisten.  Das Jugendamt wird daher in den Regionale Sozialpädagogischen Dienste, bei der Erziehungs- und Familienberatung, dem Pflegekinderdienst oder bei den frühen Hilfen zunehmend gefordert sein.

Geflüchtete Kinder und Jugendliche brauchen bald eine Tagesstruktur, einen Alltag mit Normalität sowie Kontakte mit Gleichaltrigen im Ankunftsland: Der Kita-Eigenbetrieb Nord-Ost hatte daher schnell begonnen Gastplätze für geflüchtete Kinder einzurichten (Link auf Ukrainisch). Weitere Träger folgen. Zügig müssen gleichzeitig zusätzliche Schulplätze eingerichtet werden. Der Improvisationskunst, Kreativität und Kooperation sind hier keine Grenzen gesetzt!

Endlich: Faire und gleiche Bezahlung bei den Freien Trägern in Pankow

Seit einem Monat habe ich mich fast täglich mit dem Thema Bezahlung der Freien Träger beschäftigt. Aufgrund der vorläufigen Haushaltswirtschaft und den fehlenden Mitteln im Bezirkshaushalt sind wir als Bewilligungsstelle für die Freien Träger in der Jugendhilfe auf eine verlässliche Finanzierung im Landeshaushalt angewiesen. Über Parteigrenzen und Entscheidungsebenen hinweg sowie in enger Zusammenarbeit mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband ist es uns gemeinsam gelungen, den Senatsverwaltungen für Finanzen sowie Integration, Arbeit und Soziales gut zu vermitteln, was wir alles für die Tariferhöhung, die Schließung der Tariflücke und letztlich die Auszahlung der Corona-Sonderzahlung benötigen. Ein gutes Beispiel, wie Senat und Bezirke trotz nicht unerheblicher Schwierigkeiten lösungsorientiert zusammenarbeiten können: Endlich gibt es auch in den Bezirken gleiches Geld für gleiche Arbeit für die Beschäftigten bei den Freien Trägern und Projekten (Pressemitteilung).

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