Wir trauern

Nachruf zu Ute Schnur

Politisch aktiv wurde Ute Schnur wie so viele in der DDR in der Wendezeit. Sie war Co-Gründerin der Behindertenvereinigung Prenzlauer Berg e. V. und vertritt seitdem die Interessen von Behinderten im Bezirk und darüber hinaus. 1995 tritt sie erstmal zur BVV-Wahl an, als Parteilose für das damalige „Bündnis Prenzlauer Berg“. Auch in der Kommunalpolitik setzt sie sich für die Interessen Behinderter ein, beschränkt sich dabei aber nicht auf die Sozialpolitik. Ihr ging es immer um die Teilhabe Behinderter in allen Lebensbereichen. So brachte sie sich auch in die Stadtentwicklung und in Mobilitätsfragen ein, um die Barrierefreiheit voranzubringen – die ja nicht nur Behinderten zugutekommt, sondern allen. Dabei blieb sie nicht am Schreibtisch, sondern beteiligte sich an zahlreichen Aktionen. Ein Beispiel: Als in den 2000er Jahren die Kastanienallee in Prenzlauer Berg saniert werden sollte, fanden die Hipster und manche andere die unzähligen Löcher und Flicken auf dem Gehweg authentisch, chic und erhaltenswert. Das Amt veranstaltete eine Berollung. Ute und andere nahmen daran teil, Utes Rollstuhl war der Belastung aber nicht lange gewachsen. Ganz in echt, Ehrenwort. Danach durfte der Gehweg in Ordnung gebracht werden. In der BVV war Ute zehn Jahre lang stellvertretende Vorsteherin, hat also die Arbeit der BVV mitgeleitet. Beeindruckend an Ute war auch ihre gute Laune und ihr Humor.  Zur Wahl 2021 trat Ute nicht mehr an. Ihr Mann trat in den Ruhestand und sie wollten mehr Zeit miteinander verbringen. Es war ihnen nicht vergönnt.

Almuth Tharan 01.09.2022