Einst ein mittelalterliches Straßendorf, muss der Pankower Ortsteil nun besser erschlossen werden

Moderne Verkehrslösung für Heinersdorf

Tram in Heinersdorf
Foto: Jan Drewitz

Heinersdorf ist eines der Dörfer, die Siedler*innen um 1230 im südwestlichen Barnim errichteten. Zwischen den Dörfern verliefen Feldwege, die zu Fuß und mit Karren genutzt wurden. Diese inzwischen geteerten Feldwege heißen heute Romain-Rolland-Straße, Blankenburger Straße und Rothenbachstraße, statt Karren fahren jetzt Autos und LKWs. Die Struktur ist jedoch dieselbe geblieben und sie führt zu den leidigen langen Rotphasen auf der „versetzten Kreuzung“ im Ortskern.

Die Verkehrslösung Heinersdorf wird seit 15 Jahren in verschiedenen Varianten diskutiert, ohne dass sie entscheidend vorangekommen wäre. Einen neuen Impuls bietet jetzt die für das Neubaugebiet im Blankenburger Süden erforderliche Erschließung. Eine neue Straßenbahnlinie vom S- und U-Bahnhof Pankow zum Pasedagplatz nimmt in gewisser Weise die historische Wegeverbindung zwischen den mittelalterlichen Dörfern wieder auf. Dafür muss die Landesebene die erforderlichen Planungsverfahren unverzüglich beginnen, damit die Situation im Ortskern Heinersdorf verbessert wird und die Tram bis zum Blankenburger Süden fährt, wenn dort die ersten Bewohner*innen einziehen.

Belebung des öffentlichen Raums

Der Ortskern Heinersdorf würde durch die Umgestaltung gewinnen. Durch die neue Kreuzung von Straßenbahnlinien wird der öffentliche Raum so belebt, dass auch neue Geschäfte und Cafés florieren können. Dort, wo früher Garagen oder Gebrauchtwagenhändler waren, entstehen bereits jetzt Wohnhäuser. Nicht ganz im Zentrum von Heinersdorf, zwischen der Iduna- und der Neukirchstraße, entstehen derzeit 380 Wohnungen – und ein großes Senior*innenhaus für Wohnen und Pflege.

Ein Spaziergang in dem Gebiet zeigt, dass der öffentliche Raum, insbesondere die Gehwege, den gesteigerten Anforderungen nicht standhält. Das Stichwort lautet: Barrierefreiheit. Die kommt allen zugute, nicht „nur“ Menschen mit Behinderungen. Der Bezirk ist, auch gemeinsam mit Bauherren, gefragt, die Gehwege schnell in einen besseren Zustand zu versetzen. Jeder und jede sollte zur Straßenbahn, zur nächsten Arztpraxis und zur Kaufhalle kommen, ohne Stürze oder Schlimmeres zu riskieren.

Rad- und Fußwegverbindung zur Innenstadt

Wenn die Verkehrsachsen in Heinersdorf verlegt werden, werden sich auch die Bedingungen für den Radverkehr verbessern – besonders wichtig, weil sich Heinersdorf in bequemer Raddistanz zu vielen Zielen in der Berliner Innenstadt befindet. Bisher ist die Tino-Schwierzina-Straße mit halsbrecherischem Kopfsteinpflaster nicht gerade einladend für Fahrräder, in der Romain-Rolland-Straße weiß man mit dem Fahrrad gar nicht, wo man hin soll – auf den ebenfalls nur in Ansätzen vorhandenen Gehweg jedenfalls nicht.

Zwei Geheimtipps gäbe es für Fußgänger*innen und Radfahrende. Einer ist die ehemalige Industriebahntrasse. Hier könnte ein grüner und ruhiger Rad- und Fußweg aus Richtung östlicher Innenstadt in die ehemaligen Siedlerdörfer des Pankower Nordens entstehen. Die andere Chance wird offensichtlich, wenn man die Idunastraße bis zur Heimdallstraße weitergeht, wo übrigens auch Wohnungen entstehen sollen. Blickt man in westliche Richtung, sieht man überraschend nah den großen Wohnblock an der Autobahn und am S-Bahnhof Pankow-Heinersdorf.

Unabhängig davon, ob dort eine Schule entstehen wird oder etwas anderes – an dieser Stelle bietet sich die Möglichkeit für einen Zugang zum S-Bahnhof zu Fuß und mit dem Rad. Auch der Panketrail, der entlang der Bahnstrecke verlaufen wird, wäre auf diese Weise gut erreichbar.

Öffentliche Spielplätze in Heinersdorf sind knapp. Ein Weg, Verbesserungen zu erreichen, ist, bei größeren Bauvorhaben auch Spielplätze zu errichten. In Heinersdorf gibt es zudem noch ungenutzte Plätze, die sich als Spiel- und Freifläche eignen. Vor einigen Jahren gelang der Zukunftswerkstatt Heinersdorf zusammen mit dem Bezirksamt, auf dem Platz A eine naturnahe Spielfläche zu errichten. Ähnliches würde sich auch für den Sleipnerplatz anbieten, der ebenfalls an der ehemaligen Industriebahntrasse liegt und gegenwärtig komplett von Gestrüpp überwachsen ist. Die grüne Qualität des Platzes ließe sich auch mit einem Spielplatz erhalten.

Wichtig für Heinersdorf ist auch die Grundschule am Wasserturm. Vor einigen Jahren wurde die Schule erweitert und renoviert. Im kommenden Jahr soll endlich auch der Bau der neuen, größeren Sporthalle beginnen. Ob im Rahmen eines Schulcampus weitere Einrichtungen auf dem Gelände untergebracht werden können, soll in den nächsten Jahren geprüft werden. Vielleicht kommt der alte Wasserturm dabei auch wieder ins Spiel, der 1910 eigentlich als Rathausturm gedacht war, etwa als Jugendeinrichtung in den unteren Stockwerken. Das wird spannend – wie die Zukunft von ganz Heinersdorf.

Almuth Tharan ist Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Pankow.

Dieser Text ist ursprünglich in der Pankower Post, der Zeitung der bündnisgrünen BVV-Fraktion Pankow, erschienen. PDFs aller vier Regionalausgaben finden Sie hier.