Grüne wollen Biodiversitätsindex nach Zürcher Vorbild

Bäume sollen Wildtiere schützen

Bild von Iwona Olczyk auf Pixabay

Beim Klimaschutz läuft in Pankow etwas schief: Wenn das Bezirksamt neue Bäume pflanzen muss, wählt es Arten aus, die den künftigen Klimabedingungen standhalten. Doch ob diese Arten für die heimischen Vögel, Schmetterlinge, Käfer, Wildbienen und Säugetiere geeignet sind, spielt bei der Wahl praktisch keine Rolle. In einem Antrag fordert die Pankower Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen nun, dass neue Bäume fortan auch für die einheimische Fauna geeignet sein müssen. Als Arbeitsgrundlage soll ein Biodiversitätsindex genutzt werden, der die Bäume nach ihrem Wert für unterschiedliche Tiere und Pflanzen klassifiziert. Eine solche Studie für Stadtbäume im Klimawandel wurde in der Schweiz ausgearbeitet und wird in Zürich bereits in der Praxis verwendet.

„Wir brauchen Bäume, die nicht nur mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen, sondern auch Tieren und Pflanzen dieser Stadt als Rückzugsort, Lebensraum und Nahrungslieferanten dienen“, erklärt Axel Lüssow, naturschutzpolitischer Sprecher der Pankower Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

„Großkronige Bäume bieten mehr Platz für eine große Anzahl an Mikrohabitaten vieler Tierarten. Straßenbäume sind ein Teil von sogenannten Grünzügen und verbinden die unterschiedlichen Grünflächen der Stadt, daher sind alle Bäume essenziell für eine nachhaltige Stadtnatur. Es ist nicht nur wichtig überhaupt Bäume zu pflanzen, sondern die richtigen Bäume zu pflanzen.“

In Pankow gibt es immer weniger Bäume: Jahr für Jahr werden hunderte Bäume gefällt, die nicht ersetzt werden. In den letzten zehn Jahren hat der Bestand um mehr als 2000 Bäume abgenommen[i]. Vor dem Hintergrund zahlreicher Baumfällungen durch das Straßen- und Grünflächenamt sieht die Grüne Fraktion akuten Handlungsbedarf. Aktuell will das Amt mehrere Bäume im Schlosspark Schönhausen fällen, ohne Vorankündigung in der Baumfällliste. Ob anschließende Neupflanzungen geplant sind, ist nicht ersichtlich. Erst nach Protesten hatte das Amt Anwohnenden die Möglichkeit zu einer fachlichen externen Einschätzung gegeben – aber zu diesem Zeitpunkt waren schon viele Bäume gefällt und nicht alle für eine Beurteilung notwendigen Daten wurden veröffentlicht. Für die Auswahl von künftigen Pflanzungen sowohl in Parks als auch an Straßen wollen die Bündnisgrünen mit dem Biodiversitätsindex dem Bezirksamt nun unter die Arme greifen.

„Das Bezirksamt sägt an dem Ast, auf dem wir alle sitzen: Zu viele Bäume werden unnötig gefällt und die Bäume, die gepflanzt werden, sind oftmals in etwa so wertvoll für die Förderung der Biodiversität wie Dekopflanzen aus Plastik“, erläutert der Bezirksverordnete Lüssow. „Aber Bäume sollten nicht nur gut aussehen, denn sie sind ein Lebensraum für viele Arten. Diese Artenvielfalt ist für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen und unsere Gesundheit essentiell. Die Förderung der Artenvielfalt betrifft nicht nur ferne Länder, sondern auch uns hier in Pankow.“

Den Antrag Biodiversität für Stadtbäume in Pankow finden Sie hier.