Gastbeitrag der Bezirksbürgermeisterin Dr. Cordelia Koch

Solidariät mit Israel – den gesellschaftlichen Frieden in Pankow bewahren

Israel wurde am 7. Oktober von Hamas-Terroristen angegriffen.

Auch unsere Partnerstadt Ashkelon. Auch eine Jugendgruppe aus Pankow, die dort an einem Austausch teilgenommen hatte, wurde angegriffen. Das Hotel, in dem sie untergebracht war, wurde bombardiert.

Was dort geschah und auch heute geschieht, unterscheidet sich deutlich von allem, was bisher war: Purer Terror mit einem klaren Ziel: Angst und Schrecken zu verbreiten.

Dieser Terror in Israel wirkt nicht nur in Israel. Auch in Deutschland und in Pankow wirkt dieses Grauen.

Deutsche jüdischen Glaubens haben Angst, sich offen zum Judentum zu bekennen durch Symbole ihres Glaubens oder indem sie hebräisch sprechen. Sie schicken ihre Kinder nicht mehr in die Schule. Aus Angst. Das hat mir der Rabbiner der Synagoge in der Rykestraße erzählt, mit dem ich vor zwei Wochen telefoniert habe.

Ein Jugendlicher aus der Pankower Jugendruppe, der aus Ashkelon vom israelischen Militär evakuiert wurde, wusste nach seiner Rückkehr nach Pankow nicht, wie er in der Schule reagieren soll auf antisemitische Sprüche. Das erzählte mir seine Mutter, als ich sie nach der Rückkehr der Jugendlichen in Pankow traf. Ihr Sohn wusste nicht, wie er die verschmähten Israelis und die damit ebenfalls verunglimpften Mitbürger jüdischen Glaubens verteidigen soll gegen antisemitische Diffamierungen. Dieser Pankower Jugendliche hat sich nicht gefragt, ob so etwas zu erwarten wäre in seiner Pankower Schule. Nein. Er wusste es!

Antisemitismus ist eine Realität in Deutschland, in Berlin, in Pankow. Sie haben nicht geholfen, unsere alljährlichen Rituale. Das ist ein Fakt.

Deshalb müssen wir jetzt alle dringend überlegen: Was können wir tun, um in Pankow lebende Minderheiten zu schützen? Wie bewahren wir das friedliche Miteinander aller Pankowerinnen und Pankower – und treten Hass und Gewalt wirksam entgegen?

Die Bezirksverordnetenversammlung wird sich nachher mit dem Antrag befassen, eine Grünanalage in Prenzlauer Berg nach unserer Partnerstadt Ashkelon zu benennen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Denn mit dieser Benennung wollen wir ein deutliches Zeichen der Solidarität mit den Menschen in Ashkelon setzen, die Opfer des Bombenterrors der Hamas sind.

Und wir zeigen damit auch, dass wir Antisemitismus in jeder Form entschieden entgegentreten, um jüdischen Menschen ein sicheres Leben in unserer Mitte zu gewährleisten.

Unmittelbar nach dem Angriff der Hamas auf Ashkelon hatte ich gemeinsam mit dem Freundeskreis Pankow-Ashkelon Kontakt aufgenommen zur dortigen Stadtverwaltung. Das vorläufige Ergebnis ist eine Spendenkampagne, um Kinder und Familien zu unterstützen, die in den Luftschutzkellern Schutz suchen. Mehrere Tausend Euro wurden bereits gespendet, das Bezirksamt bittet um weitere Unterstützung. Ja, es geht dabei auch um das dringend benötigte Geld. Und es geht auch um das Symbol: Wir in Pankow sind an der Seite Ashkelons und Israels.

Was können wir in Pankow noch tun? Gemeinsam mit der Pankower Antisemitismus- und Antidiskriminierungsbeauftragten und anderen Akteuren der Pankower Zivilgesellschaft wird es eine Veranstaltungsreihe geben. Arbeitstitel: „Lasst uns reden“.

Zentrale Fragen darin werden sein: Können wir in Pankow eine Haltung und Sprache finden, Leid und Trauma auf beiden Seiten des Nahost-Konfliktes anzuerkennen, ohne zu verharmlosen und zu relativieren?

Wie können wir unsere Verantwortung für den Holocaust und Israel gerecht werden und gleichzeitig Mehrstimmigkeit in unserer Stadtgesellschaft zulassen und ermutigen?

Wie können wir das „Nie wieder“ einlösen und dabei sowohl jüdische Communities auch palästinensische und muslimische Gruppen mit einbeziehen?

Es geht um den gesellschaftlichen Frieden in Berlin und in Pankow. Der ist in Gefahr. Wir alle sind gefordert daran mitzuarbeiten, dass er gewahrt bleibt.