Kleine Anfrage - KA-0386/IX

Täterarbeit

Bezirksamt Pankow von Berlin
Abt. Wirtschaft, Finanzen, Personal und Facility Management
Bezirksbürgermeister

29.09.2022

Frau Bezirksverordnete Helene Bond,
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

über

den Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung Pankow von Berlin

Kleine Anfrage KA-0386/IX
über
Täterarbeit

Das Bezirksamt wird um folgende Auskunft gebeten:

1. Gibt es in Pankow Angebote der präventiven Täterarbeit im Bereich häusliche Gewalt?

Das Thema „Täterarbeit häusliche Gewalt“ (TäHG) ist Landesaufgabe.

Die in diesem Zusammenhang im Land Berlin bereitgestellten Angebote arbeiten nach den Standards der Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt (BAG TäHG) und können von Bürger:innen aller Bezirke genutzt werden:

• „Beratung für Männer gegen Gewalt“ in Berlin-Mitte (Träger: Volkssolidarität Landesverband Berlin e.V.) und dessen Kooperationsprojekt „Gemeinsam Gewalt gegen Frauen beenden“ mit der Fachberatungs- und Interventionsstelle für Frauen in häuslichen Gewaltsituationen „Frauentreffpunkt in Berlin-Neukölln (Träger: Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Berlin)
• Berliner Zentrum für Gewaltprävention e.V. (BzfG) in Berlin-Charlottenburg

Für die Koordinierung und Steuerung der TäHG-Angebote auf Landesebene ist die BIG-Koordinierung mit Sitz in Berlin-Wilmersdorf zuständig (Träger: BIG e.V. – Berliner Initiative Gewalt an Frauen).

Dem Bezirksamt sind keine bezirklichen Angebote, die nach den Standards der BAG TäHG arbeiten, bekannt.

Gleichwohl beinhalten bezirkliche Projekt- oder Gruppenangebote für Männer und Väter auch präventive Aspekte, die im Sinne eines allgemeinen Präventionsansatzes von Relevanz sind (z.B. zu den Themen Vereinbarkeit, Männlichkeit, Rollenbilder).

2. Wenn es noch keine Angebote gibt: Ist die Schaffung von Angeboten konkret geplant? Wenn ja, wo und welche?

Die Schaffung weiterer TäHG-Angebote auf Landesebene ist nach derzeitigem Erkenntnisstand nicht vorgesehen.

Von der Landesebene unabhängige bezirkliche Bemühungen zur Schaffung entsprechender TäHG-Angebote sind dem Bezirksamt nicht bekannt.

3. Wenn es Angebote gibt, welche gibt es? Wenn es Angebote gibt, wie werden sie bekannt gemacht? Wie kommen die Täter zu den Einrichtungen?

Der überwiegende Teil der Täter (rd. 2/3) gelangt im institutionellen Zwangskontext zu den Fachberatungsstellen (z.B. über gerichtliche Auflagen oder Weisungen). Rund 1/3 der Täter sind so. Selbstmelder, die die Angebote auf partnerschaftlichen Druck hin oder, dies ist nur bei wenigen zutreffend, aus eigener Motivation heraus wahrnehmen.

Unter Punkt 1. genannte überbezirklich arbeitende Einrichtungen werben auf ihren Websites oder mittels Flyer, Plakaten oder Aufklebern für ihre Angebote.

Diese können auch von Multiplikator:innen in geeigneter Weise verteilt und weiterverbreitet werden (z.B. im Rahmen von Veranstaltungen oder Aktionstagen).

4. Wenn es Angebote gibt, haben diese genügend Kapazitäten, um den Bedarf zu decken? Schätzungsweise wie viele weitere Angebote müssten geschaffen werden, um den Bedarf an Präventionsarbeit zu decken?

Der Bezirk Pankow ist mit rd. 413 Tsd. Einwohner:innen der bevölkerungsreichste und nach Treptow-Köpenick der flächenmäßig zweitgrößte Bezirk Berlin.

Da die unter Punkt 1. genannten berlinweiten Angebote nach eigener Aussage nicht ausreichen, um den vorhandenen Bedarf zu decken und es darüber hinaus keine bezirklichen Angebote zum Thema „Täterarbeit häusliche Gewalt“ gibt, wäre die Schaffung mindestens eines solchen Angebotes in Pankow sinnvoll.

Dieses sollte in jedem Fall mehrsprachig angelegt sein.

Bei den Überlegungen zum Thema mögliche Trägerschaft im Bezirk kann bei Bedarf die BIG-Koordinierung unterstützend hinzugezogen werden.

Sören Benn

Kleine Anfrage auf der BVV-Seite: https://www.berlin.de/ba-pankow/politik-und-verwaltung/bezirksverordnetenversammlung/online/ka020.asp?KALFDNR=4168