Falsche Richtung

Der Botanische Volkspark Blankenfelde – wie geht es weiter?

© Volker Gehrmann, Aerial photography & drone operations
© Volker Gehrmann, Aerial photography & drone operations

Grünanlage und Gartendenkmal zugleich – das ist der am und im Landschaftsschutzgebiet Blankenfelde liegende 34 Hektar große Botanische Volkspark Blankenfelde. Er hat als einstmals größter Schulgarten Berlins auch eine über hundertjährige Tradition der Umweltbildung und Landwirtschaft. Viele Pankower*innen lieben und schätzen den Park für einen Besuch am Wochenende. Dort können sie das Arboretum und die Schaugewächshäuser erkunden und an der geologischen Wand einen Schnitt durch die Schichten der Erdkruste Mitteleuropas betrachten. Ein schönes Stück Kuchen versüßte den Besuch zum Abschluss.

Doch seit dem 1. Januar 2022 ist nicht mehr die GrünBerlin für den Park verantwortlich, ein Unternehmen, das sich vollständig im Eigentum des Landes Berlin befindet und das die „Gärten der Welt“, die Britzer Gärten oder den Westteil des Mauerparks verwaltet, sondern das Straßen- und Grünflächenamt Pankow. Das erste sichtbare Anzeichen einer Veränderung dafür war die Schließung des beliebten Café Mint.

Vom Grünflächenamt zu GrünBerlin – und zurück

Was war passiert? Anfang 2011 war der Botanische Volkspark wegen finanzieller und personeller Schwierigkeiten des Pankower Straßen- und Grünflächenamtes, den Park angemessen zu verwalten, per Vertrag in die Obhut der GrünBerlin übergeben worden. Der Bezirk zahlte seitdem jährlich für den Unterhalt 300.000 Euro, dafür war er alle Sorgen rund um den Park los.

Seit 2018 wurde in einem mehrjährigen Prozess durch die GrünBerlin unter Einbeziehung der bezirklichen Fachämter und des Beirates des Botanischen Volksparks ein teures Entwicklungskonzept erstellt. Dieses schlug unter anderem vor, die bestehenden Gebäude denkmalgerecht zu sanieren, die Flachgewächshäuser inklusive eines „grünen Klassenzimmers“ wiederaufzubauen und ein Umwelt- und Agrarbildungszentrum zu errichten. Auch Maßnahmen im Park, wie die Sanierung und Neuanlage von Wegen, neue Lernstationen, Ergänzungen von Hecken und Verbesserungen der Aufenthaltsqualität beispielsweise durch mehr Bänke wurden darin vorgeschlagen. Für die Umsetzung wurden annähernd 14 Millionen Euro prognostiziert. Dafür wurden in einem ersten Entwurf für den Berliner Landeshaushalt 2022/23 elf Millionen Euro vorgesehen, weitere Gelder wollte GrünBerlin über Fördermitteltöpfe einwerben.

Das Entwicklungskonzept klang nach einem echten Gewinn für die Anlage und für Pankow. Aber es gab noch ein Problem: Nach Darstellung von GrünBerlin deckte der jährliche Unterhalt nicht annähernd die benötigten Pflegekosten des Parks. Das Unternehmen wollte mehr Geld: Ab 2023 jährlich 770.000 Euro und einen Vertrag über zehn Jahre, damit für die künftigen Vorhaben Planungssicherheit bestand. Eine solche Summe gab der Pankower Bezirkshaushalt aber nicht her.

Entwicklungskonzept passé

Anstatt wie in den Jahren zuvor den Vertrag zunächst um ein weiteres Jahr zu verlängern und das Jahr 2022 für weitere Vertragsverhandlungen unter Einbeziehug der Senatsverwaltung zu nutzen – welche ja durch das Vorsehen von Geldern ein großes Interesse an einem langfristigen Vertrag zwischen Bezirk und GrünBerlin gehabt hätte –, verließ die erst im November frisch gewählte CDU-Stadträtin Manuela Anders-Granitzki noch im Dezember den Verhandlungstisch. Der bündnisgrüne Antrag in der Bezirksverordnetenversammlung, weiter zu verhandeln, wurde nicht nur abgelehnt, sondern von Fraktionsvertreter*innen der SPD und Linken ausgiebig dazu genutzt, medial mit der GrünBerlin abzurechnen. Damit ist eine Rückkehr an den Verhandlungstisch nicht mehr denkbar, das Entwicklungskonzept passé.

Das ist mehr als schade. Hier hätte ein Leuchtturmprojekt in der landwirtschaftlichen Tradition des Parks entstehen können, mit attraktivem Gastronomieangebot am Übergang zum ländlichem Raum, mit guter Anbindung an den ÖPNV und mit ausreichende Platz für einen außerschulischen Lernort und Projekte der Zivilgesellschaft. Stattdessen ist nun das Straßen- und Grünflächenamt in der Anlage am Ruder. Übrigens dasselbe Amt, das 2009 noch erklärt hatte, dass es mit der Bewirtschaftung des Botanischen Volksparks konzeptionell und personell überfordert sei. Seitdem hat sich die personelle Ausstattung des Amtes eher verschlechtert.

Jan Drewitz ist Pankower Bezirksverordneter und sitzt für die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Ausschuss für Umwelt- und Naturschutz.

Dieser Text ist ursprünglich in der Pankower Post, der Zeitung der bündnisgrünen BVV-Fraktion Pankow, erschienen. PDFs aller vier Regionalausgaben finden Sie hier.