Das Bezirksamt wird ersucht, bei der Auswahl von Baumarten für Baumpflanzungen neben der Anpassung an den Klimawandel ebenfalls die Biodiversität als Anpassung an die heimische Fauna zu beachten.
Dazu soll das Bezirksamt einen Biodiversitätsindexindex nutzen, wie er im Auftrag der Stadt Zürich entwickelt wurde [1]. Das Bezirksamt soll bei Testpflanzungen und der Weiterentwicklung von Baumlisten ebenfalls die Eignung für die heimische Fauna mit einbeziehen – dazu gehört auch eine höhere Ökosystemleistung bei großkronigen Bäumen u.a. durch eine größere Anzahl von Mikrohabitaten.
gez. BV Almuth Tharan, BV Hannah Wettig, BV Axel Lüssow
Begründung:
Bäume spielen für die Biodiversität im Siedlungsraum eine entscheidende Rolle, als Rückzugsort, Lebensraum und Nahrungslieferanten für die Fauna und Flora der Städte. Bäume sind zudem ein wichtiger Teil der grünen Infrastruktur – das Landschaftsprogramm beschreibt, dass in hochverdichteten Räumen der Innenstadt auch untergeordnete Straßen ein Element von Grünzügen sein können [2], wozu neben Bäumen auch Sträucher gehören. Das Abschlussdokument der internationalen Biodiversitätskonferenz „COP 15“ im Dezember 2022 hebt die Wichtigkeit von Ökosystemleistungen und naturbasierten Lösungen hervor. In urbanen und dicht besiedelten Gebieten soll die blaugrüne Infrastruktur ausgebaut und verbunden werden, und die Planung Biodiversität für die Wohlfahrt und Gesundheit der Menschen einbeziehen (vgl. Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework, Ziele 11 und 12 [3]).
Damit die Biodiversität bei der Planung von Stadtbäumen besser einbezogen werden kann, wurde seit 2018 der Biodiversitätsindex für Stadtbäume entwickelt, das Gutachten im Auftrag der Stadt Zürich liegt seit Ende 2021 vor. Der Biodiversitätsindex basiert auf einer Bewertung der häufigsten Baumarten größerer Schweizer Städte und sogenannter Zukunftsbaumarten, welche bezüglich des Klimawandels als tolerant eingestuft werden [1]. Durch den breiteren Straßenraum gibt es in Berlin sogar noch mehr Potenzial für großkronige Baumartenmit höher Ökosystemleistung.
In Pankow werden Testpflanzungen [4] aktuell nur dem Aspekt der Anpassung an die zu erwartenden klimatischen Bedingungen vorgenommen, ein Kriterium der Biodiversität als Anpassung an die heimische Fauna gibt es nicht – auch bei Neupflanzungen [5] ist die Einbeziehung eines Biodiversitätsindex notwendig. Die aktuelle Straßenbaumliste der Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) [6] hat lediglich die Kriterien Wuchshöhe, Breite, Lichtdurchlässigkeit, Lichtbedarf und die Verwendbarkeit (nur) als generelle Eignung. Zur Fauna gibt lediglich die generische Anmerkung „Bienenweide“ – und selbst dafür erscheint eine Überprüfung und ein Abgleich mit einem Biodiversitätsindex notwendig. Für weitere heimische Fauna wie besonders geschützte Vogelarten gibt es in der GALK-Liste überhaupt kein Kriterium.
[1 und Abbildung] Gloor S., Taucher, A., Rauchenstein, K. 2021. Biodiversitätsindex 2021 für Stadtbäume im Klimawandel. SWILD Zürich. Grün Stadt Zürich, interner Bericht, 58 Seiten. www.stadtökologie.ch/pdf/BE_StadtbaumBiodivIndex_SWILD_GSZ_20211209def.pdf und http://www.stadtökologie.ch/stadt/lebensraum.html
[3] https://www.cbd.int/conferences/2021-2022/cop-15/documents
[4] https://www.berlin.de/ba-pankow/politik-und-verwaltung/aemter/strassen-und-gruenflaechenamt/aktuelles/artikel.1080930.php
[5] https://www.berlin.de/ba-pankow/aktuelles/pressemitteilungen/2022/pressemitteilung.1273149.php
[6] https://www.galk.de/arbeitskreise/stadtbaeume/themenuebersicht/strassenbaumliste
Zum Link auf der BVV-Webseite: https://www.berlin.de/ba-pankow/politik-und-verwaltung/bezirksverordnetenversammlung/online/vo020.asp?VOLFDNR=6503