'Nette Toilette' für dringende Geschäfte?

Pankower Grüne schlagen kostengünstige Lösung für mehr öffentliche Toiletten in ganz Berlin vor

BlueBreezeWiki, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons

Die Pankower Grünen wollen ganz Berlin schnell viele neue günstige öffentliche Toiletten bescheren. Einen entsprechenden Antrag reicht die Grüne Fraktion Pankow für die kommende Bezirksverordnetenversammlung (BVV) ein. Damit das Vorhaben gelingt, müsste das Land Berlin dem Programm „Die nette Toilette“ beitreten. Doch was hat es damit auf sich?

Eine „nette Toilette“ ist eine Toilette in einer Gaststätte oder einem Geschäft, die jeder benutzen darf, egal ob Gast oder nicht. Für das Bereitstellen einer „netten Toilette“ erhalten die Unternehmen von der Stadtverwaltung eine monatliche Aufwandsentschädigung in Höhe von 60 bis 100 Euro.

Durch einen roten Aufkleber mit lachendem Smiley, der gut sichtbar an der Tür angebracht wird, ist im öffentlichen Raum sichtbar, welche Orte eine nette Toilette zur Verfügung stellen. Zusätzlich kann man in der „nette Toilette“-App nachschauen, wo eine solche Toilette bereitgestellt wird.

„Durch die ‚nette Toilette‘ bekämen wir in Berlin und Pankow schlagartig viele neue öffentliche Toiletten und das auch noch sehr günstig“, erklärt Jan Drewitz, ordnungspolitischer Sprecher der Pankower Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. „Oft bitten Nicht-Gäste in Gaststätten ohnehin darum, die Toilette zu nutzen und durch die ‚nette Toilette‘ bekämen Gewerbetreibende nicht nur Zuschüsse vom Land Berlin, sondern könnten auch Neukund*innen gewinnen. Eine Win-Win-Situation für Berlin und Pankow.“

Auch kostentechnisch würde sich die „nette Toilette“ für Berlin lohnen: Der Neubau einer öffentlichen Toilette liegt in Berlin bei durchschnittlich 135.000 €.[1] Die jährlichen Unterhaltungskosten für eine einzige öffentliche Toilette, die durch die Firma Wall betrieben werden, liegen in Berlin bei über 35.000€ [2] [3]. Eine „nette Toilette“ würde hingegen nur zwischen 720 und 1200 Euro jährlich kosten.

„Aus den Praxis-Erfahrungen anderer Städte ergibt sich, dass man für den Preis von einer normalen öffentlichen Toilette bis zu circa 50 ‚nette Toiletten‘ bereitstellen könnte“, erläutert Drewitz. „Außerdem müssten Dank des großen Netzes an ‚netten Toiletten‘ so gut wie keine neuen Toiletten mehr gebaut werden. Die ‚nette Toilette“ würde also kostengünstig ein nahezu flächendeckendes Netz an öffentlichen, gepflegten Toiletten in Pankow schaffen. Eine wirkliche Erleichterung – nicht nur für den Haushalt.“

In Deutschland, der Schweiz und Österreich nehmen bereits 321 Städte an dem Programm teil und in Aalen, wo die ‚nette Toilette‘ seit 2000 existiert, hat sich das Konzept bereits so bewährt, dass die Stadt alle öffentlichen Toiletten schließen konnte. „In Berlin brauchen wir natürlich weiterhin öffentliche Toiletten, die rund um die Uhr geöffnet haben, aber es ist dennoch ein zukunftsweisendes Konzept“, findet Drewitz „denn hinzukommt, dass Toiletten ein wesentlicher Inklusionsfaktor für Senior*innen sind. Oft gehen ältere Menschen nicht aus oder verlassen den eigenen Kiez nicht, aus Angst keine Toilette zu finden – das darf nicht passieren.“

Das Projekt “Die nette Toilette” im Internet: http://www.die-nette-toilette.de

Den Antrag Die Nette Toilette auch in Pankow finden Sie hier.

[1] https://www.berlin.de/sen/uvk/mobilitaet-und-verkehr/infrastruktur/oeffentliche-toiletten/fragen-und-antworten/

[2] Jährliche Betriebskostenzahlungen für öffentliche Toiletten an die Wall GmbH liegen bei 11,5 Millionen Euro https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-12222.pdf

[3] 325 öffentliche Toiletten in Berlin durch die Wall GmbH betrieben – https://www.berlin.de/sen/uvk/mobilitaet-und-verkehr/infrastruktur/oeffentliche-toiletten/