Klimawandel und Menschen setzen dem Grün rund um das Gewässer zu

Der Weiẞe See als Herausforderung

Weißer See
Foto: A.Savin, WikiCommons

Der Weiße See beschäftigt die Kommunalpolitik schon lange. Die erste in der digitalen Zeit leicht auffindbare Erwähnung in der Kommunalpolitik war eine Große Anfrage in der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vom Juni 2002. Alle früheren Vorgänge verlieren sich in den Tiefen des Alt-Weißenseer Papierarchivs. Aber die Große Anfrage von vor 20 Jahren lässt darauf schließen, dass sich die Probleme rund um den Weißen See kaum verändert haben. Schon damals ging es um den Müll, den Wildbadende rund um den See hinterlassen, die Schäden, die sie der Fontäne im See zugefügt haben, um freilaufende Hunde und darum, was all das den Bezirk kostet.

In der Tat war 2008 die Fontäne dann vollständig kaputt und das Bezirksamt musste die Anfertigung einer neuen mit Hilfe eines Sponsors bewerkstelligen, der im Gegenzug Werbeflächen im Bezirk aufstellen lassen wollte. Insgesamt viel Arbeit für das Amt, aber 2009 zum Blumenfest sprudelte die Fontäne wieder. Auch das beliebte Strandbad Weißensee hatte es nicht leicht. Die Berliner Bäder-Betriebe wollten das Bad nicht betreuen, es musste also ein privater Betreiber gefunden werden. Als er gefunden war, wurde 2017 bei der Errichtung eines Hauses an der Berliner Allee die Abwasserleitung des Bades beschädigt. Die Saison konnte nur verspätet und mit Sanitärcontainern eröffnet werden. Erst Ende 2018 war der Schaden endgültig behoben.

Bezirksmittel reichen nicht

Der Park um den See herum liegt in der Verantwortung des Bezirks Pankow. Die vorhandenen Mittel zur Grünflächenpflege reichen kaum zur Erhaltung des Vorhandenen. Die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands kann nur mit zusätzlichen Geldern erreicht werden. Nach jahrelangen Mühen des Bezirks stehen diese jetzt zur Verfügung. Aus dem Landeshaushalt bekommt der Bezirk Investitionsmittel, die hoffentlich auch die gegenwärtige Finanzkrise überleben.

Zusätzlich gibt es Mittel aus dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“, die für die Ufersicherung, die Erneuerung der noch aus DDR-Zeiten stammenden Parkbeleuchtung und barrierefreie Parkzugänge und Wegeoberflächen, alles im Nordteil des Parks, verwendet werden können. Die übrigen Parkwege werden aus Mitteln der ehemaligen Parteien und Massenorganisationen der DDR bezahlt. Insgesamt sollen bis 2025 mehr als fünf Millionen Euro für die Verbesserung des Parks ausgegeben werden. Die Plansche wurde schon erneuert, demnächst sollen der Parkzugang von der Indira-Gandhi-Straße und der Bootssteg folgen. Geplant sind auch die Umgestaltung der Parkterrassen, die Erneuerung des Bereichs rund um die Jaguarskulptur und des ehemaligen Rehgeheges sowie aller Wege im Park.

Wie andere Berliner Gewässer leidet der Weiße See stark unter dem Klimawandel. Der Wasserspiegel ist deutlich gesunken. Es regnet weniger, besonders im Sommer. Die höheren Temperaturen führen zusätzlich zu einer stärkeren Verdunstung aus dem See. Um ihn als Landschaftselement und als Badegewässer zu retten, wurde 2021 ein neuer Tiefbrunnen zur Befüllung des Sees mit Grundwasser gebaut. Die Qualität des Grundwassers ist wegen industrieller Aktivitäten in der Vergangenheit aber so schlecht, dass es vor der Einleitung in den See gereinigt werden muss, damit im See weiterhin gebadet werden kann. Die letztlich künstliche Rettung des Weißen Sees als Badegewässer durch das Befüllen mit Grundwasser verschärft die Austrocknung des Parks und der weiteren Umgebung – ob das auf Dauer machbar und sinnvoll ist, wird die Stadtgesellschaft in Zukunft entscheiden müssen.

Unfälle, Müll, Vandalismus

Auch die Art, wie der Weiße See und der Park genutzt werden, bedarf einer Debatte. Das Wildbaden zerstört die Uferbereiche. Einige nutzen die Fontäne als Steg und Sprungbrett. Es gab 2022 zwei Badeunfälle, bei denen Wildbadende ums Leben kamen. Die Rettungsschwimmer*innen des Strandbads versuchten noch, zu helfen, und brachten sich dabei selbst in Gefahr. Ein Schwanennest wurde trotz eines schützenden Bauzauns mit Steinen beworfen. In den Grünflächen wird Müll hinterlassen, dessen Entsorgung der Bezirk bezahlen muss – von dem Geld, das eigentlich für die Parkpflege vorgesehen ist. Das Ordnungsamt und ein vom Bezirk bezahlter Wachschutz sind in der Saison vor Ort präsent. Aber auch das kann nicht jedes Fehlverhalten verhindern – und wer will schon eine permanente Bewachung beim Entspannen im Park? Die Parkregeln sind an allen Parkeingängen sichtbar, und eigentlich ist allen klar, was im Park geht und was nicht – im eigenen Garten oder Hof macht man ja auch nichts kaputt.

Der Bezirk gibt in den kommenden Jahren viel Geld für den Park am Weißen See aus. Ob der Park davon dauerhaft schöner wird und der Weiße See langfristig erhalten werden kann, hängt davon ab, wie die Berlinerinnen und Berliner mit dem Park umgehen.

Almuth Tharan ist Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Pankow.

Dieser Text ist ursprünglich in der Pankower Post, der Zeitung der bündnisgrünen BVV-Fraktion Pankow, erschienen. PDFs aller vier Regionalausgaben finden Sie hier.